Aloha! Von, aber nicht über Hawaii.

Die kreative Pause hat ein Ende und die Zeit der ruhenden Tastatur ist endlich (vorerst) vorbei. Wir sind mittlerweile auf Hawaii angekommen und haben unseren Roadtrip durch den wilden Westen abgeschlossen. Falls sonst noch jemand auf der Suche nach dem Paradies sein sollte – hier ist es. Lange ist es her, dass ich unsere Erinnerungen zu Papier gebracht habe und das stellt mich vor eine ganz neue Herausforderung. Ich muss mich tatsächlich erinnern, was seit meinem letzten Eintrag eigentlich passiert ist. Ein paar der mittlerweile 10.000 entstandenen Fotos, hunderte Handyvideos und Jule sind mir hoffentlich Gedankenstütze genug, um ein ausreichend detailliertes Bild des Geschehenen zu zeichnen. Soviel vorweg: Wir erleben soviel, dass wir manchmal Probleme haben, uns zu erinnern wo wir vor zwei Tagen geschlafen haben, was es zum Essen gab und wen wir auf unseren Wegen so alles getroffen haben. Als würden unsere Synapsen langsam an Ihre Leistungsgrenze gelangen, aber auf eine schöne Weise. Wir leben und genießen aktuell ganz einfach den Moment und erleben das Leben von einer angenehm entspannten Seite. Und das ist wohl auch der Grund, warum ich mich lange nicht über diesen Kanal gemeldet habe. Jetzt aber weiter in der Geschichte. (Ich muss nur eben mal nachgucken, an welcher Stelle ich einsetzen muss) Ach ja klar. Horseshoebend. Und weiter gehts.

Wir wechselten mal wieder den Bundesstaat und sind weiter Richtung Utah gefahren. In die Berge. Utah klang für mich immer sehr warm. Unser nächster Campingplatz befindet sich allerdings knapp 2.000 m über dem Meeresspiegel in den Bergen, nahe des Bryce Canyons. Wir begrüßten das sehr, da wir nachts nun mit angenehmeren Temperaturen rechnen durften. Schon die Fahrt war ein Geschenk. Unser Aufstieg auf Campingplatzhöhe erstreckte sich über die nächsten 180 km und mit jedem zugelegtem Höhenmeter wurde die Welt um unser rollendes Zuhause wieder grüner. Ich gucke viel aus dem Fenster, kann man hier gut machen, denn Kurven gibt’s kaum. Unterwegs sprechen wir über das bereits Gesehene und das noch zu Besuchende. Besonders erschreckend dabei, wieviele verschiedene Fastfoodketten wir schon besucht haben: Taco Bell, Chipotle, In and Out Burger, Panda Express, Shake Shack, Sonic, White Castle, Subway sowie Jack in the Box. Nachdem wir unser wenig effizientes Bett auf Rädern an einer Provinztankstelle mit minderwertigen Sprit zu einem schwindelerregendem Preis befüllt haben, sind wir dann die letzten paar Meilen zu unserem Stellplatz für die Nacht gefahren. Hofften wir zumindest, denn gebucht haben wir unsere Übernachtungsmöglichkeiten nie. Immer auf gut Glück und meistens hat das auch geklappt.

Wie auch hier. Für schlanke 36 $ pro Nacht dürfen wir uns, nach einer Belehrung über die sporadische Anwesenheit von Berglöwen, in der Nähe der Sanitäranlagen abparken und haben unsere Küche ausgepackt und Abendbrot zubereitet. Das mit den gefährlichen Tieren kam zwar nicht überraschend, hat dann aber doch ein wenig Spannung in die Sache gebracht. Gesehen haben wir keine. War uns aber auch ganz recht. Die Duschen waren sauber, die Nacht war kühl und wir sind am nächsten Morgen ausgeschlafen und Putzmunter in den Bryce Canyon Nationalpark gefahren. Der war schon schön. Im Grunde genommen eine Ansammlung von rötlichen Steinsäulen in einem riesigen Erdloch. Und ich bin mir sicher, dass ich ihn mit anderen Augen gesehen hätte, wenn wir nicht vorher beim Grand Canyon gewesen wären. Bitte nicht falsch verstehen. Der Canyon gab ein tolles Fotomotiv ab und wir haben einen schönen Tag mit kleineren Wanderungen verlebt, aber da meine Augen optisch an Superlative gewöhnt waren, hat es mich nicht sonderlich vom Hocker gehauen. Jule sah das ähnlich. Sie hatte diesem Nationalpark ein paar Jahre vorher schonmal einen Besuch abgestattet und fand ihn da auch spektakulärer. Am Nachmittag sind wir dann fertig mit unserem Parkbesuch und legen wieder ab Richtung Campingplatz. Aus Gründen der Bequemlichkeit steuern wir nochmal den Platz des Vorabends an und lassen den Tag beim Abendbrot Revu passieren. Es dauert nicht lange, bis die angenehme kühle der Nacht sich erfrischend über die Landschaft legt und nachdem wir den Plan für den nächsten Tag besprochen haben, erklären wir den Tag für beendet und gehen schlafen.

Der nächste Tag sollte uns zum Zion Nationalpark führen. Der war direkt um die Ecke und versprach ein paar spektakuläre Ausblicke.

Eigentlich checkten wir morgens immer das Wetter an unserem Tagesziel. Heute nicht. Warum auch immer. Das sollte aber für eine große Überraschung sorgen. Als wir am Parkeingang ankamen, fing es urplötzlich an zu regnen. Wenn es hier regnet, so sollten wir bald feststellen, wird es spektakulär und auch ein wenig einschüchternd. Man muss sich das so vorstellen, dass man im Normalfall auf einer kurvigen Straße durch ein Tal fährt, die von einem kleinen Fluß begleitet und links und rechts von Felswänden gerahmt wird. Außer wenn es regnet eben. Dann wird die Straße zu einer riesen Pfütze, der kleine Fluß zum reißenden Strom und die Felswände quasi zu einem durchgängigen Wasserfall. Der Blick auf die Wetterapp bringt dann auch die letzte Klarheit: Sturzflut- und Überschwemmungswarnung.

In dem Glauben, dass uns der Parkranger am Eingang wohl gewarnt hätte, wenn es akut gefährlich wäre, sind wir dann aber trotzdem mit einem mulmigen Bauchgefühl weitergefahren. Wir mussten schließlich unseren nicht reservierten Campingplatz im Park erreichen und noch einen Platz für die Nacht ergattern. Auf dem Weg kam uns eine große Abreisewelle entgegen. Sah also erstmal gut aus.

Nachdem wir uns eine Stunde lang mit unserem Bus durch die Fluten gekämpft hatten (es war unglaublich spektakulär mit anzusehen, wie alle 50 m ein Wasserfall die Felswände herunterstürzte, den es so eigentlich nicht geben sollte), gab es schlechte Nachrichten am ersten der beiden Campingplätze – voll, bis auf den letzten Platz ausgebucht. Hmm doof. Wir wurden von Ranger 200 m weiter geschickt zum nächsten, zugleich letzten, Wohnmobil – und Zelthafen und hier haben wir dann mit viel Glück einen der letzten beiden verfügbaren Stellplätze ergattert. Neben uns war eine mexikanische Familie, die irgendetwas zu feiern hatte. Wir haben zwar nicht verstanden, was genau es zu bejubeln gab, aber gejubelt haben sie. Laut. Sehr Laut. Mit der Unterstützung eines öbzon lauten Hifisystems. Vielleicht war aber das einfach nur deren Strategie, sich das Wild vom Leibe zu halten. Denn davon gab es hier genug. Die Plätze hier sind, anders als in Deutschland, recht natürlich gehalten. Das heißt, man findet hier keinen perfekt getrimmten Rasen und eine, auf maximale Effizienz abzielende dichte Platzanordnung, sodass man am Ende quasi beim Nachbarn auf dem Grill sitzt, wenn man sich richtig hingestellt hat. Vielmehr ist hier alles sehr natürlich gehalten und die einzelnen Campingbuchten haben einen angenehmen Abstand zueinander. Dazwischen sind dann Sträucher und Büsche, sodass das Gefühl entsteht, wirklich Zeit in der Natur zu verbringen. Und eben in dieser Natur gibt es Natur. Wir haben nicht schlecht geguckt, als auf einmal eine Gang Maultierhirsche auf Nahrungssuche durch das Camp streifte und direkt neben unserem Auto auftauchten. Die waren schon sehr selbstbewusst und an die Gegenwart des Menschen in Ihrem Zuhause schienen sie sich schon gewöhnt zu haben, von Scheue keine Spur. Der Nachbar auf der anderen Seite hat seinen Müll außerhalb des Autos liegen lassen – im wahrsten Sinne des Wortes ein gefundenes Fressen für den Chef der Hirsche. Auch Pumas brauchen sie hier wohl nicht fürchten. Die gibt es zwar im Park, sind aber nicht so auf Kuschelkurs getrimmt und halten sich von Menschen fern. Kluge Tiere. Auch eine Tarantel haben wir gesehen. Die hatte nur leider kurz vorher eine für sie nachteiliges Rendevouz mit einem Bridgestone-Reifen. Hat auf jeden Fall nen bleibenden Eindruck bei Ihr hinterlassen und sie hat, etwas zerknautscht, ein Nickerchen mitten auf der Straße eingelegt. Begeistert von unserem neuen temporären Zuhause und dank eines gnädigen Regengottes, der uns jetzt auch mal eine Pause vom kühlen Nass schenkte, sind wir dann doch noch zu einer Fotosafarie durch den Park aufgebrochen. Und was soll ich sagen? Es war einfach unglaublich schön. Was dann kam, war schon Routine. Abendbrot kochen, abwaschen, Zähne putzen und ab in die Falle.

Am nächsten morgen sind wir dann, nach einem ausgiebigen Frühstück, wieder aufgebrochen. Ziel des Tages: Las Vegas. Das sollte das komplette Kontrastprogramm werden. Aber da ich meinem Patenkind versprochen habe, dass er heute Abend, nach langer Wartezeit wieder einen Reisebericht bekommt und er in einer Stunde ins Bett geht und ich das ganze hier noch mit Fotos bestücken muss, werde ich diese Geschichte erst im nächsten Beitrag zum Besten geben. In diesem Sinne: Gute Nacht kleiner Mann.

Ein Kommentar

  1. Danke lieber Patenonkel!
    Mich hat die Spinne, wenngleich auch matsch, am meisten beeindruckt:) Vielen Dank für die schöne Gute-Nacht-Geschichte!
    Emmi und Tayo out

Schreibe einen Kommentar zu PatenkindAntworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert