Wir sind mittlerweile schon ein gutes Ende weiter und sitzen in unserem Van, der wiederum vor einem Starbucks steht um uns einen Weg ins World Wide Web zu ermöglichen. Erkenntnis des Tages: Wenn Starbucks in deiner „Iced Black Tea Lemonade“ die Lemonade vergisst, verlässt du den Laden mit zwei Kübeln Schwarztee. Einer mit, einer ohne Limonade. Und achja. Der Starbucks, vor dem wir stehen, befindet sich wiederum unmittelbar vor dem Grand Canyon Nationalpark. Da waren wir heute. Soviel vorweg: Man möchte seinen Augen nicht trauen, wenn man diese unglaubliche Kulisse sieht und alle Fotos sehen total Fake aus. Als wären sie vor einer Leinwand entstanden. Aber das wird leider in aller Ausfühlichkeit erst beim nächsten Mal Thema dieses Blogs sein, da in der Zwischenzeit echt viel passiert ist und ich mich kurzhalten möchte (natürlich völlig frei von redaktionellen Zwängen). Ich setze also da ein, wo ich meinen Bericht beim letzten Beitrag beendet habe.

Als wir überlegten, wie wir zu unserem Van nach San Jose kommen, fiel die Entscheidung wieder zugunsten von Uber aus. Zum Einen ist es mit den großen Koffern am bequemsten und zum Anderen kostet uns die Fahrt so nur ein paar Dollar mehr als mit dem öffentlichen Personennahverkehr. Und ab ging die wilde Fahrt. Im wahrsten Sinne des Wortes, unser Uberfahrer ist relativ zügig unterwegs gewesen. Knapp eine Stunde später haben wir dann den ersten Blick auf unser Zuhause für die nächsten 21 Tage geworfen. War relativ ernüchternd. Der komplette Van war in Harz vom Baum über ihm bedeckt. Nachdem wir die Frontscheibe soweit von dem Mist befreit hatten, dass man andere Verkehrsteilnehmer gut erahnen konnte, sind wir dann endlich in unseren Roadtrip gestartet. Der 30 Jahre alte Ford fährt sich besser als er aussieht. Unsere erste Fahrt führte uns zu einem Supermarkt mit Maximalversorgerstatus. Hier gab es wirklich alles. Oder besser, es hat es alles gegeben, denn ausgerechnet Gas für Campingkocher war ausverkauft. Kein Problem, der nächste Konsumtempel war direkt um die Ecke. Nun hatten wir einen Kocher, Campinggeschirr und die ersten Lebensmittel (nicht genug wie sich später noch herausstellen sollte).

Eingedeckt mit fast allem was man so braucht, sind wir dann weiter in Richtung Süden zu unserem ersten Zwischenziel aufgebrochen – Monterey. Am nächsten Tag wollten wir von hier zur Küste, um auf eine Walsafari zu gehen. Vorher hatten wir gelesen, dass es dort einen Campingplatz gibt, der günstig ist und seine Plätze nach dem Prinzip „first come, first serve“ vergibt und da wollten wir unser Glück versuchen. Hat dann auch geklappt. Wir haben einen der beiden letzten Plätze bekommen, günstig ist aber anders. 50$ hat uns der Spaß gekostet, ohne sonderliche Extras. Jetzt kam noch kurz das Problem auf, dass wir (und damit meine ich selbstverständlich mich) unser Abendbrot nicht sonderlich gut durchgeplant hatten. Den Käsemakaroni von Kraft sei Dank waren dann aber letztendlich alle (und damit meine ich Jule) noch glücklich und wir haben die erste gemütliche Nacht in unserem Van geschlafen.
Am nächsten Tag haben wir uns ein paar Pancakes gebraten, die am Ende leider aussahen wie Kaiserschmarrn. Geschmeckt haben sie dennoch und wir haben gestärkt, vor 08:00 Uhr den V8 unseres Reisemobils angeworfen und sind zur Küste losgetuckert. In Monterey angekommen haben wir uns sofort kundig gemacht, wo wir am besten noch am selben Tag auf eine Whalewatchingtour aufbrechen können. Auch das war recht unkompliziert. Anbieter dafür gab es dort wie Sand am Meer, wenig verwunderlich. Wir haben uns also Tickets gekauft für eine Tour um 12:30 Uhr und haben die 1,5 h bis dahin genutzt, um etwas Essbares aufzutreiben. Dann ging es los. Da Jule in ihrem letzten Urlaub auf Island nicht sonderlich erfolgreich auf Walsafari war, hielt sich ihr Enthusiasmus, diese riesigen Meeressäuger tatsächlich zu Gesicht zu bekommen, in Grenzen. Ich war jedoch enorm euphorisch und grenzenlos optimistisch, konnte also losgehen. Nach ca. 30 Minuten auf dem Pazifik dann die große Überraschung. Wale. Plural. Im Jagdverbund mit Seelöwen. Total spitze! In den nächsten zwei Stunden tauchten diese Giganten mal weiter weg und mal in High-Five-Reichweite direkt neben unserem Boot auf. Es war einfach magisch.

Nach drei Stunden war der Zauber dann vorbei und wir waren wieder an Land und haben uns nach einem ausgiebigen Einkauf auf die Suche nach einem Schlafplatz für die Nacht gemacht. Letzteres war ein echt schwieriges Unterfangen. Campingplätze in der Gegend waren entweder ausgebucht, oder die restlichen Stellplätze wurden ab 100 $ aufwärts vergeben. Das kam für uns nicht in die Tüte. Wozu hatten wir schließlich einen undercover Campervan? Online haben wir dann einen Parkplatz im Wald entdeckt, der den Ruf hat, nachts nicht von Polizeistreifen belästigt zu werden. Das war irgendwie gut und schlecht zugleich. Wir waren uns einig, dass wir diesen Campingplatz nur ansteuern, wenn dort schon andere Camper stehen würden. Soweit kam es aber gar nicht. Die Straße dahin war gesperrt. Jetzt hatten wir den Salat. Noch eine Stunde bis Sonnenuntergang und keine wirkliche Alternative in Aussicht. Naja doch. Eine. Vielleicht. Auf dem Weg zu der gesperrten Straße sind wir an einer großen Polizeistation vorbeigefahren. Ich dachte, es wäre den Versuch wert, einfach mal nett bei den Cops anzufragen, ob wir heute Nacht auf deren Parkplatz stehen bleiben dürften. Hab ich dann gemacht, Tür ging auf, ich schilderte unser Problem und Jackpot. Der Sergeant, der sich unsere Geschichte anhörte, war super hilfsbereit und hat uns angeboten, unter der Maßgabe pünktlich 07:00 Uhr am nächsten Tag wieder weg zu sein, auf dem Parkplatz stehen zu bleiben. Er wies mich noch darauf hin, dass wir kein Feuer machen dürfen. War schon gar nicht mehr verwunderlich für mich, denn hier wird auf vieles, was bei uns unter “gesunder Menschenverstand“ fällt, explizit hingewiesen. Das schönste dieser Schilder stand auf einem Steg: “Rutschig, wenn gefroren“. Großartig. Aber zurück zum Thema. Wohlbehütet haben wir uns dann ein paar Nudeln gekocht und sind pünktlich zum Sonnenuntergang auch schlafen gegangen.
Am nächsten Tag war der Weg wieder das Ziel- die szenische Route des Highway 1 zwischen San Francisco und Los Angeles. Wir würden zwar nicht bis nach LA fahren, sondern unweit davor in Santa Barbara bei Jules Highschoolfreundin, die mittlerweile Ehefrau und Mutter zweier Kinder geworden ist, unterkommen, aber es war trotzdem eine knackige Entfernung für einen Tag, wenn man bedenkt, dass wir relativ häufige Foto – und Staunstopps einlegen wollten. Und was soll ich sagen? Der Highway war ein Kracher. Atemberaubende Landschaften und Reservate für wilde Tiere pflasterten unseren Weg. Eine Postkartenlandschaft nach der anderen. So macht reisen Spaß. Doch bevor wir in unser Tagesabenteuer aufgebrochen sind, gab es erstmal Frühstück. Wo genau? Weiß ich leider selber nicht mehr, aber wir haben einen tollen Pazifikabschnitt beim Essen bestaunen dürfen. Abends sind wir dann nach über acht Stunden schwer müde bei Familie Wermers angekommen und damit schließt sich der Kreis zum letzten Eintrag.





Letzte kleine Anmerkung. Die unregelmäßige Berichterstattung liegt nicht nur an den vollen Tagen und meiner faulen Natur. Wir haben hier einfach nirgends Internet. Auf den meisten Campingplätzen auch kein fließend Wasser und Strom. Klingt total doof. Ist es aber nicht wirklich. Entschleunigt total und es bleibt mehr Zeit einfach mal den Moment zu genießen. Wir versuchen natürlich die Blogintervalle dennoch zu kurz wie möglich zu halten. Bis zum nächsten Mal.