Es ist soweit. Wir haben Prag hinter uns gelassen und sitzen im Flieger nach New York. Noch vor 4 Stunden standen wir am Check-In Schalter und man hat uns 2000 $ und eine Hotelübernachtung angeboten, wenn wir einen Tag später fliegen würden, da der Flug überbucht war. Kam für uns aber nicht in die Tüte. Wir wollten los.
Der Flug war recht komfortabel, zumindest die ersten fünf Stunden, danach wurde es zunehmend eine Herausforderung für unser Sitzfleisch, nicht zuletzt weil hinter uns Zweimetermenschen saßen und wir unsere Sitze aus Rücksicht nicht in deren Oberschenkel bohren wollten. Nach knapp neun Stunden dann endlich landen wir in JFK, um 17:00 Uhr Ortszeit. Für uns war es gefühlt aber schon 23:00 Uhr und daher waren wir recht müde. Aber die Euphorie, endlich in den USA angekommen zu sein, lässt uns motiviert und schnellen Schrittes Richtung Passkontrolle schreiten. Dort wird sie dann auch direkt wieder gekillt. Halb Europa und tausende New Yorker standen in einer Halle, die so groß war wie ein Fußballplatz. Umfallen unmöglich, dafür war kein Platz. Wir ergeben uns gezwungenermaßen unserem Schicksal und stellen uns an. Nach zwei Stunden in der Menschenkette, die von oben wohl wie eine Partie Snake auf Stufe 9 aussah haben wir es dann endlich zu dem auffällig neutral agierenden Officer in der Passbox geschafft. Bei Jule lief alles problemlos. Ich wurde dann nochmal zu einem Interview gebeten. Klasse. Das dauerte dann auch nochmal eine Stunde. Jule hat sich schon mal darum gekümmert unsere Koffer abzuholen. Irgendein mitfühlender Flughafenmitarbeiter hatte diese schon vom Band geholt. War wahrscheinlich ein sehr trauriger Anblick wie sie da einsam Ihre Runden drehten. Ich konnte unterdessen in meinem Gespräch (oder vielleicht treffender Verhör) glaubhaft machen, dass ich mit dem besten Absichten in die USA reise, sodass wir um 20:00 Uhr Ortszeit endlich den Flughafen verlassen konnten.
Da ein Taxi vom Flughafen zu unserem Hostel zwar supercool, aber auch superteuer, gewesen wäre, haben wir uns für uns dafür entschieden mit dem ÖPNV zu reisen. Sollte sich als ungünstig herausstellen. Wussten wir da aber noch nicht. Weiter im Text. Nachdem uns ein superfreundlicher älterer Herr das nicht ganz unkomplizierte Ticketsystem erklärt hat saßen wir in einem Zug Richtung Pennsylvania Station. Dort stiegen wir dann um in die U-Bahn. Da hab ich mich schon richtig drauf gefreut. Die weltberühmte New York Subway. War dar dann aber gar nicht mal so gut. Nachdem wir uns Tickets besorgt hatten, gingen wir zu unserem Gleis. So der Plan. Meine Tasche passte aber nicht durch das dafür vorgesehene Drehkreuz. Glücklicherweise hatte ein freundlicher und offensichtlich schwer intoxinierter New Yorker „Geschäftsmann“ es irgendwie fertig gebracht die neben den Drehkreuzen befindliche Tür offen zu halten. Seine Geschäftsidee ist so einfach wie brilliant. Für nur einen Dollar lässt er trottelige Touristen mit Ihrem viel zu großen Gepäck durch die Tür. Toller Typ. Tolle Idee. Im nächsten Moment stehen wir, einen gut investierten Dollar ärmer, am Gleis und steigen in unsere Bahn. Und jetzt wurde es richtig wild. Es ist ja völlig normal mit einem Hund oder etwaigen anderen domestizierten Säugetieren durch die Stadt zu fahren. Aber in unserem Wagen war tatsächlich ein Typ der seine Schlange in einer Tupperbox ausführte. Diese durfte dann auch mal aus der Kiste rausgucken, wahrscheinlich, um ihr ein wenig die Reiseangst zu nehmen, währenddessen unterhielt sich der Tierhalter permanent mit dem Reptil. Puh. Geht ja gut los, oder besser zu Ende. Mittlerweile war es 03:00 Uhr. Also für uns. Für New York war es gerade mal 21:00 Uhr. Mir fiel es zunehmend schwer mit dem Tempo der Stadt Schritt zu halten. Ich war platt. Also richtig Game Over. Und langsam auch genervt. Wir wussten zwar grob wo sich unsere Unterkunft befindet, aber stellten auch schnell fest, dass uns eine grobe Vorstellung hier wohl nicht ans Ziel bringen würde. Ohne lokale Simkarte (somit ohne Internet) waren wir nun auf die Hilfe Anderer angewiesen. Das erste Pärchen das wir fragten war direkt super hilfsbereit und brachte uns nach einem Blick auf Google maps, begleitet von nettem Smalltalk und den besten Wünschen für unsere Reise die letzten 30 Meter zum Eingang unseres Hostels. Einchecken. Doppelstockbett beziehen. Noch schnell ein Foto von der Sicht aus unserem Fenster machen und dann endlich schlafen. Um 22:00 Uhr Ortszeit.

Am nächsten morgen sind wir beide ohne Wecker um 06:00 Uhr mit geladenen Akkus aufgewacht und aufgestanden. Es ist Sonntag und die Stadt die niemals schläft scheint dennoch ein wenig zu schlummern. Wir wohnen direkt am Central Park und daher entschließen wir unseren Tagesausflug mit einem Spaziergang durch den Park zu starten. Dort erhaschen wir dann auch bei Tageslicht die ersten Blicke auf die Skyline New Yorks. Für mich ist die Stadt einfach überwältigend. Alle Reisestrapazen wie vergessen. Nie zuvor habe ich so ein eindrucksvolles Stadtbild gesehen. Es gibt hier so viele Orte um deren Existenz ich seit Jahrzehnten weiß, aber jetzt sehe ich sie zum ersten Mal live und in Farbe. Ich bin glücklich. Jule ist nicht zum ersten Mal hier, aber auch ihr steht die Freude ins Gesicht geschrieben. Wir wandeln also fröhlich durch den Central Park und stoßen schließlich auf die 5th Avenue. Die Straßen sind menschenleer. Also für hiesige Verhältnisse. Es ist ja schließlich auch Sonntag. Uns kommt das sehr gelegen, so können wir in aller Ruhe schlendern. Der Hunger zieht uns in ein kleines Frühstückslokal und dort bekommen wir dann ein kleines Frühstück für großes Geld.

Unser Tagesziel ist die Aussichtsplattform des Empire State Buildings. Unser Zeitfenster für die Fahrstuhlfahrt in die 86ste Etage haben wir zu 18:15 Uhr gebucht, sodass wir noch eine Menge Zeit haben, um uns davor die ein oder andere Sehenswürdigkeit anzugucken. Nach dem Times Square biegen wir Richtung Osten ab und landen auf der Intrepid – einem ausgemusterten Flugzeugträger, der zu einem Museum umfunktioniert wurde und am Pier 86 auf dem Hudson vor Anker liegt. Dort gibt es neben dem Flugzeugträger selbst eine tolle Ausstellung von ausgedienten Militärflugzeugen und allerlei Technik zu bestaunen. Mein persönliches Highlight: Das Spaceshuttle Enterprise. Was für ein Anblick! Nachdem wir auf unserem Weg raus die Kaufoption des eingangs gemachten Fotos für nur 35$ ablehnten, haben wir das Schiff verlassen und sind ein paar Meter weiter in einer kleinen Hafenbar sesshaft geworden und haben kühle Getränke zu uns genommen. War auch nötig, denn es war sehr heiß und die Sonne brannte unerbittlich.




Wieder auf unserem Weg in Richtung des Tagesziels sind wir noch an “The Vessel“ vorbeigekommen. Ein spannendes kupferfarbenes Bauwerk in Form eines überdimensionalen Vasenskellets, ausschließlich bestehend aus Treppen. Raufgehen konnten wir nicht, alle Zugänge gesperrt. Es war aber ohnehin zu heiß für Aktivitäten unter freiem Himmel und so entschieden wir uns im nahegelegenen Einkaufszentrum die Vorzüge der Klimaanlage zu genießen und die ein oder andere Köstlichkeit zu naschen.


Das Trödeln ist uns nicht gegeben und daher sind wir zu früh zum Empire State Building aufgebrochen, in der Hoffnung, vielleicht vor Ort unser Besichtigungszeitfenster ein wenig nach vorne verschieben zu können. Unterwegs gab es dann noch eine kleine Stärkung bei Taco Bell, einer Art mexikanischen MC Donalds. Lecker wars. Das mit der Zeitfensterverschiebung hat dann auch problemlos geklappt und in Windeseile wurden wir in einem Fahrstuhl auf einen der Gipfel New Yorks katapultiert. Die Ausstellung, durch die man auf dem Weg zum Aufzug geführt wird, haben wir größtenteils ignoriert, obwohl sie wirklich nett gemacht ist. Oben angekommen war dann wieder so ein „Ohmeingottdasistunfassbarschönmoment“. Die Stadt lag zu unseren Füßen. Von da oben hat man eine unendlich weite Aussicht über die ganze Stadt. Erkenntnis des Tages: Wenn du auf dem Empire State Building stehst, kannst du das Empire State Building nicht fotografieren. Klingt dämlich, ist aber völlig logisch und kam für mich doch überraschend.




Nachdem wir uns sattgesehen und die Filme vollgeknipst haben, ging es dann wieder runter Richtung Hostel. Diesmal stilecht im Yellowcab (dem typischen New Yorker Taxi). Meine Uhr hat uns dann verraten wie weit wir an diesem Tag gelaufen sind. 23,32 km. Das ist ein Halbmarathon mit anschließendem Austraben. Der nächste Tag wird dann wohl gemütlich im Hop-On-Hop-Off-Bus bestritten. Soweit so gut. Wir freuen uns auf morgen und gehen schlafen.